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Schielen

Schielen ist keinesfalls nur eine kosmetische Angelegenheit. Etwa 3% aller Kinder schielen. Wird es nicht behandelt, so tritt bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder auf dem schielenden Auge eine hochgradige Schwachsichtigkeit auf, die zu praktischer Erblindung führen kann.

Sie ist im späteren Leben nicht selten Ursache für berufliche Probleme, wenn beispielsweise durch eine Erkrankung oder einen Unfall die Sehschärfe auch des zweiten, ursprünglich gut sehenden Auges abnimmt oder gar verloren geht. Lebenslange Blindheit und Invalidität sind dann die Folge.

Wir widmen diesem wichtigen Bereich der Augenheilkunde eine große Abteilung mit drei Fachkräften, einer Fachärztin und zwei Orthoptistinnen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung steht immer auf 3 Säulen:

  • der exakten Verordnung einer Brille
  • der Vorbeugung einer Schielschwachsichtigkeit durch das vorübergehende Verkleben des nichtschielenden Auges
  • der Operation

Um unseren kleinen und großen Patienten indivduell und frühzeitig helfen zu können verfügen wir über Diagnosegeräte, die in der Regel sonst nur in Uni-Kliniken zu finden sind.

Für diffizile Fälle erhalten wir Unterstützung von Prof. Dr. Dr. Boergen einem anerkannten Spezialisten für Fehlstellungen und Lid-Operationen.

Häufige Fragen

Welche Rolle spielt die Brille bei der Sehbeeinträchtigung?

Die erste Maßnahme zur Beseitigung bzw. Verkleinerung des Schielwinkels besteht in der Verordnung einer Brille, die die Übersichtigkeit des Kindes ausgleicht. Die Brille ist zur Behandlung des Schielens bestimmt, dient also nicht erstrangig der Verbesserung des Sehens.

Bei zahlreichen Kindern verringert die Sehhilfe den Schielwinkel ganz außerordentlich, und nicht selten kommt es im Laufe der Zeit oder sogleich zu einer Parallelstellung der Augen, die dem Kind eine Augenmuskeloperation erspart. Voraussetzung ist allerdings, dass die Brille konsequent getragen wird.

Warum muss ein Auge zugeklebt werden?

Die Ursache der Schielschwachsichtigkeit ist die Untätigkeit des Auges bei einäugig (einseitig) Schielenden. Das betreffende Auge wird nicht trainiert, es „lernt“ nicht, optimal zu sehen oder „verlernt“ es wieder. Es ist daher notwendig, diese Untätigkeit durch eine entsprechende Behandlung zu beenden. Das geschieht bei kleinen Kindern am besten dadurch, dass man das besser sehende Auge, nicht schielende Auge verbindet.

Auf diese Weise wird das Kind gezwungen, ausschließlich mit dem bisher schielenden Auge zu sehen; das schielende Auge kann sich wieder im Sehen üben und lernen seine Schwachsichtigkeit allmählich zu überwinden. Hat sich die Sehschärfe auf dem schielschwachsichtigen Auge wieder normalisiert, kann der Verband abgenommen werden.

Wann wird eine Schieloperation vorgenommen?

Bei etwa der Hälfte der Schielkinder genügen die bisher beschriebenen Maßnahmen zur Beseitigung des Schielwinkels nicht. Bei ihnen sind eine oder mehrere Augenmuskeloperationen erforderlich, bis eine Parallelstellung der Augen erreicht ist. Das Alter, in dem diese Operation vorgenommen werden sollte, bestimmt der behandelnde Augenarzt.

In jedem Fall sollte allerdings die operative Behandlung zur Einschulung abgeschlossen sein, damit das Kind ohne sichtbaren Augenfehler in den für ihn so wichtigen neuen Lebensabschnitt eintreten kann.

Die Operation macht die Brille nicht überflüssig, weil der Brechungsfehler nur durch die Brille ausgeglichen werden kann.

Mein Säugling dreht beide Augen verdächtig nach innen. Schielt er?

Im ersten Lebensmonat führen die Kinder noch mehr oder weniger unkontrollierte Augenbewegungen aus, da es ihnen schwerfällt, die Dinge im Raum richtig zu fixieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Babyschielen. Später gelingt das wesentlich besser. Dann können sie auch Dinge in unmittelbarer Umgebung betrachten, beispielsweise ihre kleinen Hände oder ein Spielzeug.

Da ihre Arme sehr kurz sind, spielt sich bei ihnen ohnehin fast alles im Nahbereich ab. Zu diesem Zweck müssen sich ihre kindlichen Augen in die unmittelbare Nähe einstellen, was problemlos gelingt. Dazu ist es nicht nur erforderlich, dass sich die Linse für die Nähe stärker krümmt (Akkommodation), die Augen müssen auch konvergieren, d.h. sich stark nach innen wenden, andernfalls würden Doppelbilder entstehen. Diese extreme Einwärtswendung der Augen ist für einen Erwachsenen unmöglich, allerdings im Säuglingsalter durchaus normal.

Mit welchem Alter tritt Schielen auf?

Begleitschielen kann angeboren sein und bis etwa zum 4. Lebensjahr auftreten. Ein späterer Schielbeginn ist eher ungewöhnlich.

Je später das Schielen auftritt, desto günstiger ist die Prognose, da zu Schielbeginn dann bereits ein meist gut funktionierendes beidseitiges Sehen besteht.

Anfangs hat mein Kind nur mit dem rechten Auge geschielt. Jetzt wird es behandelt und schielt mit beiden Augen. Ist das normal?

Das Ziel der Behandlung besteht darin, eine Schielschwachsichtigkeit zu vermeiden und beide Augen zu befähigen, gleich gut zu sehen. Aus diesem Grunde wird auf dem besseren Auge ein Klebeverband angelegt, der dafür sorgt, dass das schwächere, schielende Auge zum Sehen gezwungen wird.

Ein einseitiges Schielen wird also in ein wechselseitiges überführt, damit ein gewisses Gleichgewicht besteht und kein Auge benachteiligt bleibt.

Ist es schlimm, wenn mein Kind die Brille nicht ständig trägt?

Das Tragen der verordneten Brille ist das Kernstück einer jeden Schielbehandlung.

Wird sie nicht oder nur sporadisch getragen, stehen alle anderen Maßnahmen auf tönernen Füßen; der Behandlungserfolg wird in Frage gestellt.

Mein Kind schielt mit seiner Brille zwar nicht mehr. Ich möchte aber, dass man auch ohne Tragen der Brille das Schielen nicht bemerkt!

Es wird immer nur der Teil des Schielwinkels operiert, den man mit einer Brille nicht ausgleichen und beseitigen kann. Beim sogenannten akkommodativen Einwärtsschielen ist ja die Übersichtigkeit die Ursache für den Schielfehler.

Deshalb besteht die ursächliche Behandlung in der Korrektur des Brechungsfehlers und nicht in einer Operation. Wollte man ein akkommodatives Schielen mit einer Operation behandeln, würde man den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verkennen.

Welche Risiken birgt eine Schieloperation in sich?

Eine Schieloperation ist ausgesprochen risikoarm. Allerdings birgt jeder Eingriff in Narkose ein gewisses, aber wohl kalkulierbares Risiko in sich. Das eigentliche Problem besteht darin, dass man trotz bestehender Erfahrungswerte nie hundertprozentig sagen kann, wie das kosmetische Endergebnis nach der Operation aussehen wird.

Dies hängt damit zusammen, dass es sich bei den Augenmuskeln um lebendes Gewebe handelt, das man nicht wie einen Computer einstellen kann. Deshalb sind insbesondere bei größeren Schielwinkeln auch oft zwei oder mehrere Eingriffe notwendig.

Mein Kind schielt auch noch nach der Operation. Ist die Schieloperation misslungen?

Das Ergebnis der Schieloperation ist im Einzelfall schwer vorauszusagen. Es wird allerdings nur der Schielwinkel operiert, der sich mit Brille nicht beseitigen lässt.

Aus diesem Grunde ist durchaus zu erwarten, dass das Kind nach Abnehmen der Brille noch schielt, auch wenn der Schielwinkel kleiner als vor der Operation ist.

Welche Berufe kann mein schielendes Kind später einmal ergreifen? Die Sehschärfe ist auf beiden Augen gut.

Personen, die im Kindesalter geschielt haben, sollten bei der Berufswahl beachten, dass sie über kein stereoskopisches Sehen verfügen. Aus diesem Grunde sollten sie sich keinen Beruf aussuchen, in denen die Einschätzung einer räumlichen Situation eine wichtige Rolle spielt.

Dazu gehören zum Beispiel Kranführer, Rangierer, Uhrmacher, Chirurgen, Dachdecker, Schornsteinfeger. Auch Berufe an rotierenden Maschinen wie Schleifer oder Feinmechaniker eignen sich meist nicht.